Veranstaltung: | GRÜNES Kommunalwahlprogramm 2020 für Nürnberg |
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Status: | Beschluss (vorläufig) |
Beschluss durch: | Mitgliederversammlung |
Beschlossen am: | 21.11.2019 |
Eingereicht: | 06.12.2019, 14:48 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Wohnen und Stadtentwicklung
Beschlusstext
Nachhaltig ökologische, soziale und wirtschaftliche
Stadtplanung
Wir Grüne setzen uns für eine Stadtentwicklung ein, die allen Bürger*innen
gerecht wird, umweltfreundlich ist und dem Klima-, Natur- und Tierschutz dient.
Dabei liegt uns die Schaffung lebendiger, familien-, kinder- und
seniorenfreundlicher Stadtviertel mit einer Vielfalt an Wohn- und Lebensformen
und mehr Grün- und Spielflächen für Jung und Alt besonders am Herzen. Nürnberg
soll sich zu einem lebenswerteren Ort für Wohnen, Handel, Gewerbe, Kultur und
Bildung entwickeln und zwar unter ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen
Aspekten. Dabei ist es besonders wichtig, bezahlbare Wohnungen gerade auch für
ökonomisch schlechter gestellte Menschen zu schaffen.
Innenentwicklung steht vor Außenentwicklung
Statt an den Stadträndern immer mehr neue Gebiete auszuweisen, setzen wir Grüne
primär auf eine sinnvolle Entwicklung der bestehenden Quartiere. Das heißt, dass
diese Entwicklung mit, anstatt gegen die bestehende Bevölkerung stattfinden
muss. Eine Verdrängung der Menschen, kleinerer Geschäfte und Kultur durch stark
steigende Mieten und Kündigungen - die Gentrifizierung - lehnen wir ebenso ab
wie die Häufung von Spielhallen. Innerstädtische bauliche Flächenpotenziale
sollen weiter z.B. durch Brachflächenrecycling, Aufstockungen, Be- oder
Überbauung von Parkflächen, Schließung von Baulücken und maßvolle
Nachverdichtung für Wohnraum und Freizeit unter Berücksichtigung ökologisch
wertvoller Flächen erschlossen werden. Deshalb setzen wir uns für einen
offensiveren Umgang mit dem Baugebot nach § 176 Baugesetzbuch ein. Mit diesem
Instrument könnte die Stadt Nürnberg eine Bebauung mangelhaft genutzter
Grundstücke erzwingen.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Mindestanzahl an Parkplätzen bei einem
Bauprojekt gesenkt wird, wenn genug Alternativen, wie ÖPNV, Carsharing usw. zur
Verfügung stehen.
Gleichzeitig sind die Freiraumversorgung und -nutzbarkeit zu erhalten und, wenn
notwendig, neue innerstädtische Freiflächen zu entwickeln, miteinander zu
vernetzen und qualitativ zu verbessern. Die baulichen Maßnahmen dürfen nicht zu
einer Verschlechterung der Lebens,- Wohn-und Umweltbedingungen führen. Die
vorhandenen Grünflächen, Spiel- und Freizeitanlagen sollen erhalten und wenn
erforderlich saniert und erweitert werden. Gerade für Familien, ältere und
beeinträchtigte Bürger*innen müssen weitere Angebote in den Stadtteilen
entstehen.
Wir Grüne achten bei allen Baumaßnahmen konsequent auf die Umsetzung der
Anforderungen hinsichtlich Barrierefreiheit und die frühzeitige Einbeziehung der
Bürger*innen, insbesondere der Behindertenverbände und des Stadtseniorenrates,
bereits im Planungsprozess.
Eine Stadt der kurzen Wege
Nürnberg hat ein beträchtliches Verkehrsproblem. Neben einer anderen
Verkehrspolitik bedarf es deshalb auch einer modernen Stadtplanung zur Schaffung
einer „Stadt der kurzen Wege“. Hierfür fördern wir Grüne die Durchmischung von
Wohnen, Arbeiten und Freizeit, sodass man alle Ziele möglichst fußläufig oder
mit dem Fahrrad erreichen kann. Wohnen und Arbeiten können durch die neuen
emissionsärmeren Produktionsstrukturen wieder enger zusammengefügt werden.
Daneben ist eine mit der Verkehrsplanung eng verknüpfte Verbesserung der
Infrastruktur wichtig, ob Nahversorgung, Bildung, Gesundheit und Kultur
insbesondere in unterversorgten und benachteiligten Stadtteilen. Statt großer
flächenfressender Einkaufszentren wollen wir Grüne kleinere dezentrale Läden und
Wochenmärkte fördern und zudem Paketstationen in ÖPNV-Nähe schaffen. Kombiniert
mit einem Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes wird somit für die meisten
Nürnberger*innen ein eigenes Auto nicht mehr notwendig sein.
Ein bedarfsgerechtes Wohnungsangebot
In den kommenden Jahren werden voraussichtlich die Mieten im frei finanzierten
Wohnungsbau weiter steigen. Dabei erhöht sich schon jetzt die Zahl der Haushalte
mit Wohnberechtigungsschein. Deshalb sind der Bau von geförderten und
bezahlbaren Mietwohnungen dringend voranzutreiben und die Fördermaßnahmen und
Bedingungen noch weiter zu verbessern. Hier sollte auch die Stadt als
Eigentümerin eine wichtige Rolle spielen. Die Vergabe von Grund in Erbpacht kann
hier ein probates Mittel der Steuerung sein. Bei der Planung ist auf eine
ausgewogene Mischung von unterschiedlichen Wohnformen, wie Mehr- und
Einfamilienhäusern und Miet- und Eigentumsobjekten zu achten. Deshalb setzen wir
uns für innovative und nachhaltige alternative Wohnkonzepte ein.
Der Bedarf von Wohnungen für Alleinerziehende, Familien mit ein und mehreren
Kindern und Wohngemeinschaften ebenso wie für einkommensschwache Single- und
Kleinhaushalte (z.B. studentisches und barrierefreies Wohnen) ist bei der
Grundrissplanung zu berücksichtigen. Mehrfamilienhäuser in Neubaugebieten geben
wir den Vorzug gegenüber Einfamilienhäusern. Sie sollten mindestens vier
Stockwerke haben.
Umwelt- und Gesundheitsschutz bei der Stadtplanung
Zur Schaffung gesunder Wohn- und Lebensverhältnisse fordern wir Grünen:
Entwicklung von praxistauglichen Strategien und Maßnahmen zur Minderung
sozial ungleich verteilter Umweltbelastungen
Umsetzung einer integrierten Betrachtung von Umwelt, Gesundheit, Sozialem
als Planungs- und Entscheidungsgrundlage
Verbesserung der Maßnahmen gegen Lärm- und Luftverschmutzung
Förderung ökologischer Gebäudesanierung und Bauweise u.a. durch Dämmung
mit nachhaltigem biologischem Material
Verbesserung von Lärmschutzmaßnahmen
Im Sinne einer effizienten und umweltfreundlichen Stadtplanung ziehen wir eine
Sanierung von bestehender Infrastruktur einem Abriss und Neubau, sofern möglich,
vor. Dabei sollen, wenn möglich, umweltverträglichere Baustoffe wie Holz zum
Einsatz kommen.
Schlüsselprojekt Unterstützung von gemeinschaftlichen
Wohnformen
Bei der Ausweisung neuer Baugebiete soll eine anteilige Vergabe für
gemeinschaftliche Wohnprojekte, Baugemeinschaften und Baugenossenschaften
beziehungsweise soziale Wohnprojekte erfolgen. Außerdem soll eine Stelle
geschaffen werden, die solche Initiativen beratend unterstützt.